Itemgenerierung
Die Generierung der Items für die KIDSCREEN-Fragebögen erfolgte in drei mehr oder weniger parallel ablaufenden Schritten: Literaturrecherche, Expertenbefragung mittels Delphi-Methode und Fokusgruppen mit Kindern und Jugendlichen. Anschließend wurde der äußerst umfangreiche Itempool für eine erste vorläufige Pilotversion des Fragebogens unter Verwendung unterschiedlicher Techniken reduziert.
Literaturrecherche
Zunächst wurde eine computerunterstütze Literaturrecherche mit dem Ziel durchgeführt, sich einen Überblick über die relevante Literatur und bereits vorhandene Instrumente zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen zu verschaffen. Ergebnisse aus internationaler sowie interkultureller Forschung sollten dabei besondere Beachtung finden. Die Grundlage dieser Literaturrecherche bildeten Publikationen aus den Jahren 1985 bis 2000, die in der Datenbank MEDLINE erfasst waren. Insgesamt erfüllten 9.029 Abstracts die zuvor definierten Suchkriterien. Sie wurden einem projektinternen Review unterzogen, mit dessen Hilfe relevante Dimensionen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen ermittelt werden sollten.
Expertenbefragung mittels Delphi-Methode
Wie sieht der aktuelle Stand der Lebensqualitätsforschung bei Kindern und Jugendlichen aus? Welche Konzepte und Operationalisierungen sind nach der Meinung von Experten angebracht, wenn man die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen messen will?
Um diese und andere Fragen beantworten zu können, wurde eine internationale Delphi-Befragung durchgeführt. Der Delphi-Prozess beinhaltete drei Befragungswellen, an denen eine multidisziplinäre Gruppe von 24 Experten aus 7 europäischen Ländern teilnahm. Ein Konsens wurde dahingehend erzielt, dass es sich bei dem neuen Instrument um ein multidimensionales Profil mit 30-49 Items in 5 bis 8 Dimensionen handeln sollte. Die Bearbeitungszeit sollte max. 10-15 Minuten dauern. Die Experten einigten sich auf 8 spezifische Dimensionen, die durch den Fragebogen erfasst werden sollten: psychologische (Wohlbefinden, Selbstwert, Körpergefühl, kognitive Funktionen), körperliche (Beweglichkeit, Energie/Vitalität), soziale (soziale Beziehungen, Familie/Zuhause) und andere weitere Aspekte (bspw. Umwelt/Umgebung).
Interviews mit Fokusgruppen
Neben der Expertenmeinung nahm die Sichtweise der Kinder und Jugendlichen auf ihre Gesundheit und Lebensqualität einen großen Stellenwert bei der Konstruktion der KIDSCREEN-Fragebögen ein. Was stellen sich Kinder und Jugendliche unter einem guten Leben vor? Welche Rolle spielt dabei die Gesundheit? Was ist Kindern wichtig, damit sie sich wohlfühlen?
Diese und andere Fragen wurden innerhalb der Fokusgruppen diskutiert, die in allen teilnehmenden Ländern durchgeführt wurden. Die Fokusgruppen mit jeweils 4 bis 6 Kindern bzw. Jugendlichen waren nach Geschlecht und Alter aufgeteilt. Zusätzlich wurden auch Fokusgruppen mit Eltern und Betreuern sowie tiefergehende Interviews mit einzelnen Kindern durchgeführt. Um eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu gewährleisten, wurde der Ablauf der Fokusgruppendiskussionen weitestgehend standardisiert. Im Anschluss wurden die aufgezeichneten Diskussionen transkribiert und einer Inhaltsanalyse unterzogen. Ergebnisse der Fokusgruppenarbeit waren originäre Aussagen von Kindern und Jugendlichen zu Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität, die inhaltsanalytisch in mehrere Dimensionen und Unterkategorien eingeordnet werden konnten. Darüber hinaus wurden mit Hilfe der Teilnehmer auch das Layout und die Antwortkategorien bereits existierender Lebensqualitätsfragebögen für Kinder und Jugendliche evaluiert.
Reduzierung des Itempools
Insgesamt konnten aufgrund der Fokusgruppendiskussionen 2.505 Aussagen zur gesundheitsbezogenen Le-bensqualität bei Kindern und Jugendlichen formuliert werden. Dieser Itempool wurde auf Redundanzen überprüft und mit Hilfe einer Card Sort-Methode weiter reduziert, sodass am Ende 185 Items in 7 Dimensionen und 24 Kategorien in den anstehenden Pilottest eingingen. Der vorläufige Pilotfragebogen benutzte eine fünfstufige Antwortskala (Häufigkeit bzw. Intensität) und fragte nach dem subjektiven Befinden der Kinder und Jugendlichen in der letzten Woche.